Qualität geht über Quantität, oder? Im April habe ich insgesamt wenig gespielt, dafür aber mal wieder mehr abendfüllende Spiele als in den vergangenen Monaten. Unter anderem auf dem Tisch: Terraforming Mars, Brass: Birmingham und Merlin.
Nur neun gespielte Partien und acht verschiedene Spiele stehen in meiner April-Statistik. Vor allem zwischendurch haben wir kaum gespielt, dafür gab es einige Spieleabende mit abendfüllenden Spielen.
Spiel des Monats: Terraforming Mars
Highlight des Monats war für mich Terraforming Mars. Ja, ich bin „late to the Party“ – ich habe erst im September vergangenen Jahres zum ersten Mal den Mars besiedelt – aber ich bin echt begeistert von dem Spiel. Nachdem in meiner Erstpartie zu dritt mit Kolonien und Präludium gespielt wurde, kam jetzt auch noch Nächster Halt: Venus dazu. Das Ergebnis war eine packende Zweispieler-Partie, in der wir den Mars innerhalb von dreieinhalb Stunden bewohnbar gemacht haben. Die Venus-Erweiterung hat – in der Variante ohne Solarphase – das Spiel noch einmal ein wenig verlängert, gestört hat mich das aber überhaupt nicht; das Spiel hat sich trotz der relativ langen Spielzeit jederzeit so angefühlt, als wenn es sich voran bewegt und hatte keinerlei Längen. Lediglich die eigentlich im Anschluss geplante X-Wing-Partie musste dann leider ins Wasser fallen…
Anschließend war ich total angefixt und wollte unbedingt weitere Partien spielen, um neue Konzerne auszuprobieren und zu schauen, welche Spezialisierungen diese ermöglichen. Die Folge: das Spiel ist nun endlich auch bei mir zu Hause eingezogen – zunächst allerdings erstmal digital auf Steam. Aber die analoge Ausgabe folgt sicherlich.
Neu für mich im April 2021
Brass: Birmingham
Manchmal sind die Erwartungen an ein Spiel so hoch, dass es sie einfach unmöglich erfüllen kann. Brass: Birmingham ist für mich wohl so ein Fall. Ich meine, Platz 3 auf Boardgamegeek! Das bestplatzierte reinrassige „Eurogame“!
Meine Erstpartie fand ich, nun ja, ok. Dass wir uns aus zeitlichen Gründen entschieden haben, nach der ersten Epoche vorzeitig auszuzählen (mit Erklärung waren schon zweieinhalb Stunden verstrichen) mag zu diesem Eindruck beigetragen haben.

Dabei kann ich durchaus sehen, was Brass-Fans an dem Spiel finden: das Spiel ist enorm interaktiv und ein echter „Brainburner“. Mir persönlich fiel es oft schwer, den Wert von Aktionen korrekt einschätzen zu können – wer profitiert hier eigentlich wie stark? – aber darin wird man mit Sicherheit besser. Mir rauchte zum Ende hin schon sehr der Kopf, und die Aussicht, nun noch einmal das komplette Netzwerk und einen großen Teil der Gebäude einzuebnen, um gewissermaßen das gleiche Spiel in abgewandelter Form noch einmal zu spielen, schien mir nicht besonders verlockend.
Vielleicht kommt es ja noch mal zu einer Zweitpartie, in der ich mein Urteil revidieren kann. Wenn es sich noch mal jemand wünscht, spiele ich Brass: Birmingham gerne mit, aber von mir wird die Initiative vermutlich nicht ausgehen.
Merlin: Die Ritter der Tafelrunde
Ich mag ja sowieso die meisten Spiele von Stefan Feld, und Merlin, seine Ko-Produktion mit Michael Rieneck, war da von vorneherein keine Ausnahme. Trotzdem würde ich sagen, dass meine und Ann-Katrins Wertschätzung für das Spiel seit seiner Veröffentlichung noch mal deutlich gestiegen ist – von „auch ganz nett“ zu einem unserer Lieblings-Felds, eigentlich nur geschlagen von Brügge.
Mein einziges Problem mit Merlin ist, dass man manchmal einen Tick zu sehr dem Würfelglück ausgeliefert ist. Möglichkeiten, die Bewegung der eigenen Ritter zu beeinflussen, sind begrenzt. Gerade in der letzten Spielrunde ist dadurch manchmal die Luft etwas raus, weil Äpfel und Flaggen dann oft bereits aufgebraucht sind und auf die letzten Meter die sinnvollen Spieloptionen ausgehen.

Die Erweiterung Die Ritter der Tafelrunde setzt genau dort an, indem sie jedem Spieler zwei Ritter als Verbündete zur Seite stellt, die ihm entweder erlauben, die Spielregeln auf bestimmte Art und Weise zu brechen, oder bestimmte Aktionen attraktiver machen: Sir Bors z.B. ermöglicht es einem Spieler, drei mal im Spiel einen Ritter ein Grafschafts-Feld zu bewegen. Dadurch wird Merlin leicht asymmetrisch, da jeder Spieler so mit spezifischen Stärken in die Partie startet. Für Anfänger können die Ritter zufällig ausgeteilt werden, ab der Zweitpartie bietet es sich an, sie zu draften.
Mir gefällt gut, dass die Erweiterung so wohldosiert ist – Merlin ist so schon kompliziert genug. Die Ritter der Tafelrunde bieten neue Möglichkeiten, ohne das Spiel unnötig weiter zu verschwurbeln. Ich sehe keinen Grund, die Ritter jemals wieder wegzulassen, auch mit Neulingen hält sich der Erkläraufwand in Grenzen. Tolle Erweiterung, die für mich mit sofortiger Wirkung Bestandteil des Grundspiels ist.
Wildes Weltall: Aliens
Wildes Weltall: Aliens ist eine typische „More of the Same“-Erweiterung. Ihr mögt Wildes Weltall? Hier habt ihr mehr Wildes Weltall, ohne, dass das Spiel großartig auf den Kopf gestellt werden würde.

Das klingt negativ, ist aber gar nicht so gemeint: Wildes Weltall war unser Überraschungshit bislang in diesem Jahr, und wir wollten nach einem Dutzend Partien eigentlich nur ein bisschen frischen Wind ins Spiel bringen. Das schaffen die Aliens durchaus: die Erweiterung bringt eine neue Ressource (Kristalle) und eine neue Kartenauslage (Aliens, die mit Kristallen bezahlt werden können) ins Spiel. Aliens können Profis, Gesandte oder Roboter sein, und sind Joker-Berufe oder sogar Joker-Tierarten. Sets sammeln wird dadurch etwas erleichtert, ansonsten ändert sich nicht viel. Wer wie wir Wildes Weltall mag und bald zu Tode gespielt hat, kann diese Erweiterung als Frischzellenkur reinmischen.