Schwupps, da ist das neue Jahr schon gar nicht mehr so neu. Der Monatsrückblick auf Januar, u.a. mit Burggrafen des Westfrankenreichs, Lok’n’Roll und (schon wieder) Codenames: Duett.
Spiel des Monats: Codenames: Duett
Sorry, Burggrafen des Westfrankenreichs, aber Codenames: Duett gelingt die Titelverteidigung. Auch im Januar war das kooperative Wortratespiel mein Spiel des Monats. Unsere Weltreise ist in vollem Gange – wenn wir schon sonst nicht reisen können, kommen wir wenigstens hier ein bisschen rum. Erstaunlich, wie ein Zettel mit einer Weltkarte, ein paar Ortsnamen und Zahlen aus einem Partyspiel für Zwischendurch einen Dauerbrenner machen kann.

Neu für mich im Januar
Burggrafen des Westfrankenreichs
Dank Tabletopia kam im Januar zumindest ein echter Blockbuster auf den Tisch: Burggrafen des Westfrankenreichs (Viscounts of the West Kingdom), der dritte Teil der Westfrankenreich-Saga von Shem Phillips und S J Macdonald. Von der Komplexität her irgendwo zwischen meinem persönlichen Favoriten, Paladine, und den Architekten angesiedelt, kombiniert Burggrafen Aktionsauswahl über ein Rondell mit dem Management eines Kartendecks und einer Kartenauslage.

Letzteres ist mit Abstand der spannendste Teil des Spiels: in bester Deckbau-Manier starten wir alle mit einem größtenteils identischen Deck (abgesehen von einer am Spielbeginn gedrafteten Anführerkarte), das wir im Laufe des Spiels erweitern. Allerdings spielen wir unser Deck nur verhältnismäßig langsam durch: jede Runde spielen wir eine neue Karte aus; haben wir bereits drei oder mehr Karten in der Auslage, rutscht die „älteste“ raus und in den Ablagestapel. Manche Karten bringen uns Vorteile, solange sie in der Auslage verbleiben, manche nur beim Ausspielen, andere wiederum erst, wenn sie in den Ablagestapel wandern – und da fängt der Optimierspaß an, denn es gibt Möglichkeiten, an der Kartenreihenfolge herumzuspielen.
Shem Phillips schafft es einmal mehr, eigentlich bekannte Spielelemente in neuer und erfrischender Weise zusammen zu flanschen. Burggrafen des Westfrankenreichs hat mir in der Erstpartie sehr viel Spaß gemacht und steht momentan weit oben auf meiner Wunschliste fürs heimische Spieleregal. Die zweite Partie dürfte auch sehr viel flotter von der Hand gehen als die noch etwas holprige Erstpartie mit Regelerklärung (an der wir zu dritt über zweieinhalb Stunden gesessen haben – wir haben uns spontan für das Spiel entschieden, und auch der Erklärer war noch nicht hundertprozentig regelfest). Ob es den Paladinen den Rang ablaufen kann? Mal sehen. Ich denke, es ist genug Platz für beide im Westfrankenreich.
iDventure Escape Spiele: Der unvollendete Fall von Holmes
Der unvollendete Fall von Holmes ist ein Escape-Room-Spiel, das mit einer Mischung aus physischem Material und einer zugehörigen Website gespielt wird. Das Spiel hat vor allem ein Problem: er verspricht eine ganze Menge, und hat dann Probleme, diese Versprechen einzulösen.

Das Einleitungsvideo des Spiels auf der Website verspricht uns eine packende Geschichte; den letzten, unvollendeten Fall des bekannten Meisterdetektivs, den wir nun zum Abschluss bringen sollen. Statt dessen bekommen wir eine Hand voll miteinander verwobener Rätsel, die nur eine hauchdünne Alibi-Geschichte erzählen. Nicht falsch verstehen, die Rätsel sind alles in allem nicht schlecht. Der Auflösungsmechanismus (mit Lösungseingabe auf der Website) könnte allerdings eleganter sein (ist z.B. irgendwo die Lösung „des Priesters“, muss das auch exakt genauso eingegeben werden, „Priester“ oder „der Priester“ würde nicht funktionieren). Die Rätsel selbst sind immer dann sehr gut, wenn es darum geht, Zahlen oder Muster logisch zu kombinieren. Sobald gebastelt werden muss, wird es frustig.
Fazit: nicht schlecht, aber aufgrund der stimmungsvollen Aufmachung hatte ich mir mehr versprochen. Weitere Einträge der Reihe müssen sich hinter Exit und Unlock, vielleicht sogar hinter Deckscape anstellen (das deutlich kürzer und daher besser zu handeln ist).
Lok’n’Roll
Lok’n’Roll ist ein wirklich charmantes kleines Kartenspiel, bei dem es darum geht, möglichst wenige Minuspunkte zu sammeln, indem man durch geschicktes Timing Strafkarten mit gleichem Wert aus dem eigenen Minuspunktestapel entfernen kann. Das wäre alleine noch nicht sonderlich spannend. Die eigentliche Faszination dieses Spiels speist sich daraus, dass wir die Karten nicht einfach nur so ausspielen, sondern mit ihnen eine Strecke für die kleine Holzlok Emma bauen. Die wollen wir möglichst nicht in unserem Zug entgleisen lassen – manchmal allerdings schon, wenn die ganz hinten liegende Karten, die wie in diesem Fall als Strafkarten aufnehmen müssen, uns opportun erscheinen. Emma über den Tisch durch die Graslandschaft voll moppeliger Schafe und Kühe tuckern zu sehen, macht einfach Spaß. Rundum gelungener Mittagspausenfüller!