Zweispieler-Versionen bekannter Brettspiel-Hits sind bei uns immer gerne gesehen, daher waren wir natürlich auch neugierig auf die Duell-Variante zu Imhotep. Der große Bruder hatte uns damals gefallen, aber nie den Weg in die heimische Sammlung gefunden. Ob das Zweipersonen-Spiel seinen Platz im Regal behaupten kann?
Pyramiden aus Pappe im Nildelta
Phil Walker-Hardings „Spiel des Jahres“-Kandidat von Anno 2016 hat nun also auch einen Zweipersonen-Ableger erhalten. Im kleinen Kosmos-Zweispieler-Format schlüpfen zwei konkurrierende Baumeister*innen in die Rolle von Nofretete und Echnaton und versuchen natürlich, die bessere Hälfte durch den Bau größerer Pyramiden und reicherer Tempel auszustechen.
Das Spielprinzip ist dem Vorbild Imhotep nicht unähnlich, allerdings wurde die Prämisse umgekehrt: statt unsere Steinchen auf Booten unterzubringen und die abfahren zu lassen, versuchen wir von bereits beladenen Booten, die gewünschten Plättchen abzuladen.
Zu Spielbeginn entscheiden wir uns jeweils für eine Seite der Obelisken-, Tempel-, Pyramiden- und Grabkammertafeln, die dann von beiden Spielern verwendet werden. Diese legen fest, wie wir im Spiel punkten können. In jedem Fall geht es darum, irgendeine Art von Set zu sammeln; die A-Seite der Grabkammer belohnt uns beispielsweise dafür, möglichst viele nebeneinanderliegende Zahlen zu verbauen, die B-Seite dagegen belohnt möglichst viele Gruppen von Plättchen, so dass wir mehr oder minder große Lücken lassen wollen. Obelisken-Plättchen wollen wir entweder möglichst schnell sammeln, oder einfach mehr haben als unser Gegner, usw.
Wir kommen an die begehrten Plättchen, indem wir abwechselnd unsere Figuren auf einem drei mal drei Felder großen Hafentableau einsetzen, dessen Reihen und Spalten jeweils einem Anlegeplatz zugeordnet sind. Die Position in einer Reihe oder Spalte bestimmt, für welches Plättchen ich eigentlich in der Reihe stehe – sofern denn überhaupt das Boot abgeladen wird, auf das ich es eigentlich abgesehen habe. Stehen nämlich in einer Reihe oder Spalte mindestens zwei Figuren, kann man, statt eine Figur einzusetzen, ein Boot entladen (und dabei bestenfalls die Sachen einsacken, auf die man es abgesehen hatte UND dem Gegenspieler die Tour vermasseln).

Neben Orts-Plättchen, die ich an meinem Tableau anlegen darf, liegen auf dem Booten auch noch Aktionsplättchen parat. Diese sind mit den blauen Aktionskarten aus Imhotep vergleichbar und können benutzt werden, um zu einem geeigneten Zeitpunkt die Regeln fürs Platzieren von Figuren und entladen von Booten zu brechen, und beispielsweise mehrere Figuren auf einmal einzusetzen oder direkt nach dem Einsetzen einer Figur zu entladen.
Das Spiel läuft, bis keine Plättchen mehr im Vorrat verbleiben, so dass nach und nach Boote aus dem Spiel entfernt werden müssen. Sobald das vorletzte Boot entladen wird, endet das Spiel, und der Spieler, der mit seinen Bauwerken die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

Auf den Spuren von 7 Wonders: Duel?
Zweispieler-Spiele mit einer Spielzeit von Pi mal Daumen dreißig Minuten gehen bei uns eigentlich immer. Imhotep: Das Duell ist bei uns also bereits mit einem Startvorteil angetreten. Kleine Abzüge in der B-Note gab es beim ersten Spielen für die Ausstattung, gerade im Vergleich zum „großen“ Imhotep: während der große Bruder mit einer Menge Holz aufwarten konnte, findet sich in der Box von Imhotep: Das Duell eine Menge fimmelige Pappe.
Ist die Pappe einmal aufgebaut, spielt sich Imhotep locker-flockig, artet manchmal aber zu sehr in „Nullsumme: Das Spiel“ aus, denn die Möglichkeiten, dem Gegner Punkte zu verwehren, ohne selbst auf Punkte zu verzichten, sind rar gesät. Gerade, wenn man nur mit den A-Seiten der Orts-Tafeln spielt, gibt es eigentlich kaum etwas, das wirklich wertlos ist; vielleicht ein Obelisken-Plättchen, das die Mehrheitsverhältnisse nicht ändert, oder ein blaues Aktionsplättchen sehr spät im Spiel; aber gerade zu Beginn einer Partie führt die Entscheidung, sich auf eine Sache zu konzentrieren und dadurch zu punkten, oft dazu, dass der Gegenspieler etwas bekommt, was für ihn ähnlich wertvoll ist. Das wird besser, wenn man die B-Seiten der Orts-Tafeln mit in den Aufbau einbezieht. Diese geben dem Spiel nicht nur mehr Varianz, sondern auch mehr Möglichkeiten, dem Gegner Dinge zuzuschachern, die ihm nichts nützen oder die (im Fall der B-Seite der Grabkammer) sogar Punkte kosten können.

Das soll nicht heißen, dass meine Entscheidungen völlig beliebig sind – ich kann theoretisch schon auch hahnebüchenen Blödsinn machen, der mir im Endeffekt selbst schadet. Trotzdem habe ich oft das Gefühl, dass das, was in der ersten Hälfte des Spiels passiert meist wenig bedeutet, und einige wenige Züge gegen Ende einer Partie entscheidend sind. Imhotep: Das Duell ist doch eher ein freundliches und lockeres Zweispieler-Spiel, bei dem die Siege normalerweise recht knapp ausfallen und beide Parteien das Gefühl haben, dass es hätte langen können. Die Möglichkeit, dass eine Partei die andere unangespitzt in den Boden stampft, gibt es hier – ich nehme an, ganz bewusst – nicht. Das muss nichts schlechtes sein: wer mit dem Partner oder der Partnerin nach Feierabend kurz ein „Feelgood“-Spiel spielen möchte, ist mit Imhotep: Das Duell deutlich besser dran als mit manch anderem, deutlich gnadenloseren Kosmos-Zweispielertitel (Targi oder Kahuna fallen mir da so auf Anhieb als besonders gemeine Beispiele ein). Und ja, auch bei uns wird sowas flauschig-friedliches gar nicht mal so selten gespielt.
Beides zusammengenommen – die Erkenntnis, das ich Spiele wie dieses eben durchaus mag, aber mir doch manchmal aufgrund der vergleichsweise geringen taktischen Tiefe der spielerische Magen knurrt – führt dazu, dass sich Imhotep: Das Duell in der Wertung auf ein „solide“ einpendelt. An den Champion dieser Gewichtsklasse, 7 Wonders: Duel kommt es trotz Namensähnlichkeit leider bei Weitem nicht ran. Wer aber wie wir quadratische Zweispieler-Boxen von Kosmos, Lookout und anderen hortet, kann an dem Spiel trotzdem seine Freude haben.
TL;DR
Solide Zweispieler-Umsetzung. Imhotep: Das Duell macht Spaß, bietet aber auch nicht die ganz großen Höhepunkte. Der zünftige Ehekrach im Tal der Könige bleibt jedenfalls aus: wer seine Zweispieler-Titel lieber etwas freundlicher und konfliktärmer hat, kommt hier auf seine Kosten.
Imhotep: Das Duell von Phil Walker-Harding, ein Spiel für 2 Spieler ab 10 Jahren, erschienen 2018 bei Kosmos. Spielzeit: ca. 30 Minuten. Preis: ca. 15€.